„Blick in Fremde Häuser“ oder die Sinnlosigkeit mancher Journalistischer Ergüsse

Johan Schloemann schreibt in seinem Kommentar „Es gibt kaum etwas Besseres, als in fremde Häuser hineinzuschauen“ (Süddeutsche Zeitung) über seine Angewohnheit, in den „letzten Tagen“ des Jahres während des Radfahrens im Dunklen durch Fenster in fremde, beleuchtete Wohnungen zu schauen. Manche der Wohnungen empfindet er als geschmackvoll, andere als ungemütlich, weil z.B. „nichts Schönes auf der Fensterbank“ stehe.

Eine persönliche Wertung sei jedem zugestanden. Armselig wird Schloemanns Kommentar spätestens als er schreibt „Könnte es nicht doch sein, dass unter den ungastlichen Deckenlampen herzensgute Menschen wohnen?“ Er stellt hier nicht nur sein eigenes ästhetisches Empfinden über das anderer, sondern er geht sogar so weit anklingen zu lassen, daß eine andere Auffassung von schön und häßlich gekoppelt sein könnte mit einer Charaktereigenschaft wie der Güte eines Menschen.

Vielleicht haben manche Menschen schlichtweg zu wenig Geld, oder setzen andere Prioritäten in ihrem Leben, als vorbeifahrenden Radlern einen schönen Anblick bieten zu wollen. Oder haben ein völlig andere Auffassung von Innenarchitektur.

Warum dieser Artikel und diese völlig nutzlose Überheblichkeit? Hat der Autor nichts Besseres zu tun? Der Artikel schließt mit einem Verweis auf Kirchen, in denen von „Hell und Dunkel“ die Rede sein werde. Wie jetzt – all das um ein klein wenig Werbung für einen Kirchenbesuch zu veröffentlichen? Allerdings: wenn man sich an die andernorts oft gehegte Überheblichkeit von Religiösen gegenüber Religionsfreien erinnert (z.B. Plötzlich streifen wieder Christenrudel durch die Stadt), wird einiges klar.

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