Gott besser einfach mal weglassen! Kritik zur Filmkritik „Chasing Ice“ in der Süddeutschen

Ein unnötiger Verweis auf Gott? Subtile Bekräftigung der Existenz Gottes? In der Ausgabe vom 9. November 2013 berichtet die Süddeutsche Zeitung in einem Artikel über den Film „Chasing Ice“ von James Balog und verwendet den Begriff „Göttliche Architektur“ als selbstverständliche Tatsache.

Der Artikel berichtet über den künstlerischen Werdegang Blogs, schildert den Inhalt des Filmes und geht auf die Problematik der Gletscherschmelze und des menschlich erzeugten Klimawandels ein. In der Druckausgabe ist der Text mit „Göttliche Architektur“ betitelt, in der Onlineversion mit „Kunstwerke, die für immer verloren sind“; allerdings ist in der Onlineversion die Webseite selbst, also die Zeile, die z.B. im Fenstertitel des Webbrowsers erscheint, mit „‚Chasing Ice Im Kino – Göttliche Architektur […]“ beschriftet. In beiden Version, Druck und Online, findet sich gegen Ende des Artikels das Zitat „Was Balog hier zeigt, ist eine Reaktion der Natur auf unsere Hybris, auf den Eingriff des Menschen in die göttliche Architektur.“

Es ist unklar, ob in dem ansonsten religiös neutral und gut geschriebenem Artikel der Verweis auf Gott von der Autorin Susan Vahabzadeh mit Absicht oder unbewußt verwendet wurde. Offensichtlich trägt der Verweis auf eine „göttliche Architektur“ nicht zum Verständnis des Textes bei. Die Brisanz der Klimaerwärmung und die Schönheit der Natur ließen sich auch ganz ohne Gottesbezug darstellen.

Solche unreflektiert benutzte Verweise untermauern auf mehr oder weniger subtile Art die anscheinende Selbstverständlichkeit, daß Gott existiert und die Welt erschaffen habe. Doch gerade wenn es um einen Text mit wissenschaftlichen Hintergrund handelt, hier der Klimaforschung, sollten unbewiesene Thesen auch als solche gekennzeichnet werden, vielleicht als eine „möglicherweise von Gott geschaffene Architektur“ – oder „Gott“ einfach ganz weglassen.

Referenzen: