Selten bekommt ein Bischof die Ehre der Widmung eines kompletten Brennpunkts der ARD (daserste.de): In der Sondersendung vom heutigen Donnerstag, 10. Oktober 2013, sagt Jochen Riebel, Vermögensverwaltungsrat im Bistum Limburg, offen: „weil er uns belogen hat“. Rechtlich relevant ist aktuell nicht die augenscheinliche Verschwendung von Kirchengeldern für die Renovierung seines Bischofsitzes (Spiegel.de, siehe auch AtheistMediaBlog), sondern eine eidesstattliche Falschaussage: Der Bischof hat schlichtweg gelogen. Nebenbei man darf sich Fragen, wie viel Vermögen im „Bischöflichen Stuhl, einem mehr als hundert Jahre alten Kirchenvermögen“ (Spiegel.de), tatsächlich vorhanden ist, wenn man 30 Millionen Euro einfach mal so ausgeben kann.
Was ist geschehen? Ein Spiegelredakteur hatte Tebartz-van Elst in Limburg zu seinem Flug nach Indien zum Besuch der dortigen Slums befragt. Auf dem Domplatz, vor läutenden Glocken, sagte der Bischof „Business Class sind wir geflogen“. Der Spiegel recherchierte und fand einen Beweis für einen Flug erster Klasse. Das mochte der Bischof nicht leiden und untersagte dem Spiegel per kostenpflichtiger Abmahnung zu behaupten, der Bischof sei „erster Klasse mit dem Flugzeug nach Indien geflogen“. Eine Nachfrage des Redakteurs beim Bistumssprecher ergab dann jedoch, daß der Bischof doch erster Klasse geflogen ist. Damit war diese erste Abmahnung hinfällig. Nur: Jetzt sagt Tebart-van Elst, er habe ja nie behauptet, nicht First-Class geflogen zu sein. Und gibt auch schriftlich eine eidesstattliche Erklärung ab: Er habe ja niemals gesagt, daß er Business-Class geflogen sei. Dumm nur: es gibt eine Videoaufnahme des Interviews. Auf dem ist deutlich zu hören, wie Tebartz-van Elst sagt: „Nein, wir sind nicht erster Klasse geflogen, sondern Business-Klasse.“ (Quelle der ganzen Geschichte: Spiegel.de) Verwirrend? Und wie. Da dreht sich einem das Gehirn im Kopf.
Unbegreiflich ist, warum Tebartz-van Elst die ganze Geschichte selbst noch eskaliert hat. In der Summe hat der Bischof nicht nur gelogen, an Eides statt und damit strafrechtlich relevant, sondern hat auch noch ein unwürdiges falsches juristisches Spiel mit den Spiegelredakteuren begonnen.
Offensichtlich ist: Entweder der Bischof leidet komplett unter Realitätsverlust, oder er windet sich hin und her in seinem Lügengebäude. Warum war es so schwer, zu dem zu stehen, was er getan hat? Am Anfang der Satz „Ja, ich bin First-Class geflogen“, und alles wäre einfach gewesen. Irgendeine Ausrede wäre schon gefunden worden. Möglicherweise war dem Bischof wohl klar, daß dies der Sargnagel sein könnte, der ihm, zusätzlich zu der Millionenverschwendung, das Amt kosten könnte.
Bleibt abzuwarten, was die Untersuchungen im Fall der Renovierung des Amtssitzes noch zutage bringen.
Die Parallelen zum Fall Mixa sind nicht zu übersehen. Auch Mixa hatte Gift um sich gespritzt und ist dann letztlich doch gegangen (Spiegel.de). Es wäre Franz-Peter Tebartz-van Elst zu wünschen, daß er zu seinen Verfehlungen steht und die Konsequenzen zieht – die einzige Möglichkeit für ihn, wieder Respekt zu bekommen.
Wenn man in einem Lügengebäude wohnt, lügt man auch.
Wenn man ein Bordell besucht hat, lügt man anschließend auch.
Fazit: Wo ist hier der Unterschied?