Christliche Missionierung: Haiti, Compassion

Christlichen Missionare zielen auf Haiti: Erst Solarbibeln, dann der Verdacht von Kindesentführungen und nun gewalttätige Ausschreitungen von „religiösen Eiferern protestantischer Freikirchen.“ „Baptisten, Adventisten, Evangelikale, Pfingstkirchler“ benutzen das Beben als ein Zeichen Gottes und greifen die Voodotraditionen an: „In der Reportage [in der Zeitschrift Stern] heißt es: ‚Die Voodoo-Anhänger hatten gerade begonnen, ihre Trommeln zu schlagen, als der Mob anrückte. Bewaffnet mit Knüppeln, aufgehetzt von einem Baptisten-Pastor, der in sein Megafon rief: „Voodoo ist schuld am Beben.“ ‚ “ (pro-medienmagazin)

Das „Medienmagazin pro“, Druckausgabe und Internetportal, werden vom Christlichen Medienverbund KEP herausgegeben , einem „Zusammenschluss christlich orientierter Journalisten, Publizisten, Verleger und Vertreter von Medienorganisationen“ (Wikipedia)

 pro-medienmagazin Screenshot

Neben der eigentlichen Nachricht auf der Artikelseite des „Medienmagazin pro“ lohnt ein Blick auf die Werbung im rechten Teil der Seite (siehe Abbildung). Zum einen wird hier für den Animationsfilm „Die Zehn Gebote – Mose und das Geheimnis der steinernen Tafeln“ geworben. Der Film scheint nicht sehr beliebt zu sein, in der Großstadt München läuft der Film heute, 20.03.2010, nicht, obwohl er erst am 18.02. in die Kinos kam. Ein, wie man zurecht vermutet, US-amerikanischer Film „für die ganze Familie“ (Zitat aus dem Trailer).

Oberhalb der Werbung für den Film findet sich die Flashanimation von „Compassion“, einer auch aus den USA stammenden christlichen Organisation, die Kinderpatenschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika anbieten. Nun kann man zu Kinderpatenschaften an sich verschiedene Meinungen haben. Compassion bietet offensichtlich, im Gegensatz zu vielen anderen Patenschaftsorganisationen, direkte 1:1-Patenschaften an, d.h. das Geld des Spenders kommt einem dedizierten Kind zu gute: „Das Kind, das Sie unterstützen, hat nur einen einzigen Paten – und der sind Sie! Bei einer Compassion-Patenschaft ist uns die Eins-zu-Eins-Beziehung äußerst wichtig.“ (Compassion).
Die Organisation Plan schreibt dagegen „Mit einer Patenschaft helfen Sie einem Kind, seiner Familie und der Gemeinde, in der das Kind lebt. Unser Ziel ist es, über Selbsthilfeprojekte dauerhaft das gesamte Lebensumfeld der Kinder zu stärken und ihre Existenz langfristig zu sichern.“ (Plan) Auch Worldvision vertritt den weiter gefaßten Ansatz: „mit Ihrem monatlichen Beitrag unterstützen Sie nicht nur Ihr Patenkind, sondern auch dessen Familie und die Durchführung zahlreicher Entwicklungsprogramme in der Region, in der Ihr Patenkind lebt.“ (Worldvision).

Das interessante ist nun die Kombination: Links der Artikel, in dem über die mißlichen Umstände US-amerikanischer, christlicher Missionierung in Haiti berichtet wird, rechts daneben eine Werbung zu einem Kinderhilfswerk, daß sich mit der Missionsarbeit brüstet: „Verändere das Leben eines Kindes im Namen Jesu…“. Auf der Webseite selbst ist weiterhin zu lesen: „Deshalb lege Compassion Wert darauf, dass die Kinder die Chance hätten, die Liebe Jesu Christi und dadurch eine Veränderung ihres Lebens zu erfahren. Im vorigen Jahr hätten sich rund 100.000 Kinder für ein Leben im Glauben an Jesus Christus entschieden.“ (Hervorhebung durch den Blogautor) Die Einschränkung „Reeves betonte, dass das geistliche Angebot freiwillig sei. Wer einen anderen Weg einschlage, erhalte dieselbe Unterstützung.“ klingt hier nur halbherzig (Evangelische Allianz Deutschland)
Auf den Webseiten von Compassion wird betont: „Die Patenschaften und die Unterstützung ist in keiner Weise davon abhängig, dass die Kinder den christlichen Glauben annehmen. Kinder in Compassions Projekten haben verschiedene ethnische und religiöse Hintergründe. Eltern, die aus keinem christlichen Hintergrund kommen, wissen aber über das Programm in dem Projekt Bescheid und haben ihm zugestimmt.“ Der missionarische Auftrag ist jedoch offensichtlich: „Auch ist in allen Ländern, in denen wir arbeiten, bekannt, dass Compassion ein christliches Hilfswerk ist.“.

Die Missionswelle rollt.

3 Gedanken zu „Christliche Missionierung: Haiti, Compassion

    1. atheologie

      nun, es gibt sicher selbstlose gläubige und ungläubige Helfer. Gläubige Helfer, die zeitgleich missionieren wollen, sind mir suspekt.

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